Bürgerbeteiligung in der Flüchtlingsarbeit

Die Regionalgruppe des Netzwerks Bürgerbeteiligung für München und Umgebung traf sich am 23. November 2015. Ein Kurzprotokoll.

Thomas Ködelpeter ist aktiv im Netzwerk Bürgerbeteiligung. Foto: Marion Loewenfeld

Bürgerbeteiligung in der Flüchtlingsarbeit war das Thema des dritten Treffens der Regionalgruppe für München und Umgebung am 23. November im Ökologischen Bildungszentrum. Thomas Ködelpeter, Ökologische Akademie e.V., Linden, stellte den Bürgerrat Asyl- und Flüchtlingswesen im österreichischen Land Vorarlberg als Methode und mit seinen Ergebnissen vor (siehe Anlage). 23 Bürgerinnen und Bürgern hatten der Landesregierung von Vorarlberg u.a. empfohlen, aktiv und offen das Zusammenleben mit den Flüchtlingen zu gestalten, indem diese persönlich begleitet werden und Kontakte vermittelt bekommen, um ihr Leben schnell wieder selbst in die Hand nehmen zu können, z. B. über die Integration in den Arbeitsmarkt.

 

Schnitt- und Koordinationsstellen sind nötig

Vorgeschlagene Maßnahmen adressieren u.a. den Spracherwerb, die Zusammenstellung eines Willkommens-Informationspakets (das neben praktischen Informationen auch kulturelle "Etikette" und gesellschaftliche Spielregeln umfasst), die Unterbringung in kleineren Einheiten und die Einrichtung von Schnitt- und Koordinationsstellen zwischen Asylsuchenden und Verwaltung.

Hier konnte die zweite Referentin des Abends anschließen: Angelika Logothetis. Sie koordiniert seit Anfang Mai 2015 für die Gemeinde Gröbenzell die Flüchtlingsarbeit. Die Gemeinde schuf die Stelle neu, sie ist erste Ansprechpartnerin für Kontakte in die Verwaltung. Zu ihren Aufgaben gehört die Begleitung und Moderation des Runden Tisches mit rund 20 in der Flüchtlingsarbeit aktiven Organisationen, die Koordination der Asylsozialberatung und die Unterstützung von konkreten Projekten und Hilfsangeboten.

 

Kleinere Wohneinheiten erhöhen die Akzeptanz der Bevölkerung

Diskutiert wurden die vielfältigen Herausforderungen für die Kommunen. Bei der Ausweisung von Unterkünften und geeigneten Flächen setzen die Landkreise und die Stadt München eher auf zentrale, größere Unterkünfte - für die Kommunen besteht dabei kaum Handlungsspielraum. Die Gemeindevertreter berichteten, dass ihre Meldungen von kleineren Wohneinheiten, die ihres Erachtens auch höhere Akzeptanz und Unterstützung bei der Bevölkerung fänden, nicht berücksichtigt würden, auch dann nicht, wenn vor Ort ein großes ehrenamtliches Engagement bestehe, was die Integration erleichtern und fördern könne. 

 

Bürgerbeteiligung noch zu gering

Die Teilnehmer stellten fest, dass aufgrund des Zeit- und Entscheidungsdrucks, aber auch aufgrund des Widerstands gegen neue Standorte derzeit kaum Bürgerbeteiligung im Vorfeld von Entscheidungsprozessen stattfindet. Vielerorts gibt es dann Informationsveranstaltungen. Kurz wurden die hierfür von den Kommunen eingesetzten Dramaturgien und Methodiken, der Umgang sowohl mit Ängsten, Widerständen und Unmut als auch die Bereitschaft, sich zu engagieren, reflektiert.

Außerdem dachte die Regionalgruppe darüber nach, wie eine Integration gelingen kann, nicht nur über Hilfeleistungen, sondern durch Beziehungen auf Augenhöhe, z. B. mit der Einrichtung von Tauschringen. Auch ein Gartenprojekt zwischen Schülern und jungen Flüchtlingen oder die Organisation von kulturellen Events wie z.B. Erzählcafés und Medienprojekten, die menschliche Schicksale der Vertreibung historisch und generationenübergreifend verknüpfen, waren hierfür Beispiele und Ideen.  

 

Nächstes Treffen geplant

Das nächste Treffen der Regionalgruppe im Frühjahr 2016 ist zum Thema Genossenschaften als Instrument der Bürgerbeteiligung geplant, insbesondere um preiswerten Wohnraum zu schaffen.


10 Dinge, die es braucht, um den Integrationsprozess zu unterstützen.
Aktualisierung: Der sechsseitige Netzwerkimpuls »Integration braucht Beteiligung – Partizipation und Engagement von und mit Flüchtlingen« von Juni 2016 zeigt auf was es braucht, um den Integrationsprozess zu unterstützen.

 

Institution und Infos
Kontakt über Ökologische Akademie e.V.
Thomas Ködelpeter
Baiernrainer Weg 17
83623 Dietramszell-Linden
Tel.: 08027 1785
E-Mail: oekologische-akademie@gmx.de