Aktionstag der interkulturellen Werkstatt

Über vierzig, meist jugendliche Menschen unterschiedlichster Herkunft kamen am 22.5.2016 auf Burg Schwaneck zusammen, um gemeinsam zu Gärtnern, zu Kochen und zu Lachen.

Beim gemeinsamen Hochbeet-Bauen. Foto: Markus Mitterer.

Die Treffen der Interkulturellen Werkstatt im Naturerlebniszentrum NEZ Burg Schwaneck zeigen: Gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten und Neues kennenzulernen baut Barrieren ab - und Freundschaften auf. Damit bietet das NEZ jugendlichen Geflüchteten und einheimischen Jugendlichen gemeinsame Aktivitäten rund um den Wert der Vielfalt an. Unter dem Motto „Gemeinsam Neues Säen“ finden in regelmäßigen Abständen offene Treffen statt, bei denen die Jugendlichen zusammen Gärtnern, Bauen, Einkaufen, Kochen, die Natur und Kultur in ihrem Umfeld zu Fuß und mit dem Rad erkunden, sich austauschen, gemeinsam lernen und zukünftige Aktivitäten planen. Das Projekt gehört zum größeren 2-Jahres-Projekt „Zukunft braucht Vielfalt in Natur und Kultur“ (s.u.)


„Gemeinsam Neues säen“ – selten hat ein Motto so gut gepasst wie an diesem Sonntag, als im Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck viele junge Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenkamen, Hochbeete konstruierten, und Kräuter, Gemüse und Salate säten. Dem Aufruf der Bayrischen Junggärtner, der Bayrischen Jungbauernschaft und des Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck zum gemeinsamen „Garteltag“ waren über vierzig Pullacherinnen und Pullacher gefolgt.

Die meist jugendlichen Hobbygärtner_innen, von denen viele erst seit weniger als einem Jahr in Pullach eine neue Heimat gefunden haben, bepflanzten bei herrlichem Sonnenschein eine Kräuterspirale und bauten Hochbeete auf, die sie mit Köstlichkeiten aus aller Welt bepflanzten. Selbstverständlich, dass bei einem solchen Tag auch die kulinarische Stärkung interkulturell war: Mit Butterbrezen, Kässpatzen und Sauerteigfladen aus Eritrea wurden die verlorenen Kalorien wieder erfolgreich zugeführt. Da viele Gärtnereibetriebe Ausbildungsplätze zu vergeben haben, wurden an diesem Tag vielleicht auch einige Samen für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Arbeitswelt gepflanzt.

Unterstützt wurde das Projekt durch die großzügigen Pflanzenspenden von der „Pullacher Blumen Werkstatt“, vom „Gartencenter Kiefl“ sowie durch die kostenfreie Anlieferung der Erde durch den Bauhof Pullach.

Der Aktionstag war bereits das fünfte Treffen der so genannten „Interkulturellen Werkstatt“. Als Bildungsreferent Markus Mitterer vom Kreisjugendring München-Land das erste Schnuppertreffen seines neuen Projekts plante, war er selbst gespannt, wie das Konzept bei den Jugendlichen ankommt. Idee war, dass junge Menschen, die in und um Pullach aufwuchsen und interessierte jugendliche Flüchtlinge von der Burg Schwaneck unter dem Motto "Gemeinsam Neues säen" zusammen an einem selbst gewählten Thema aus dem Bereich Umweltbildung arbeiten. „Als Naturerlebniszentrum möchten wir nur den Rahmen bieten und mit Materialien und Know-how unterstützen. Die Inhalte sollten von den Jugendlichen kommen". Gemeinsam ein Beet anlegen, den Kräutergarten bepflanzen, einen Radlausflug planen oder aus alten Gegenständen Neues basteln: Die Möglichkeiten sind nach Ansicht der Organisatoren vielfältig.

Umweltbildung als ein Zugang zur Integration

Die interkulturelle Ausrichtung des Projektes war bewusst gewählt und lag mit der vorübergehenden Unterbringung von jungen Geflüchteten auf der Burg Schwaneck auf der Hand. Seit Oktober 2015 fungiert die Jugendbildungsstätte und Jugendherberge des Kreisjugendring München-Land als Notunterkunft für rund 100 Jugendliche aus Somalia, Eritrea, Afghanistan, Syrien und anderen Ländern. "Wir haben in den letzten Wochen viele der Jugendlichen kennengelernt und hatten eigentlich von Anfang an die Idee, ein gemeinsames Projekt zu realisieren. Umweltbildung kann hier wirklich Brücken schlagen. Es kommt nicht darauf an, wie gut jemand in der Schule ist oder wie gut er oder sie bereits Deutsch spricht: Ein gemeinsames Ziel zu haben, sei es zu kochen, ein Hochbeet zu bauen oder vielleicht eine Kleidertauschparty zu planen, verbindet sofort", so Anke Schlehufer, Leiterin des Naturerlebniszentrums.

Für Markus Mitterer ist die Aktion bisher ein voller Erfolg: „Zeit zu haben, gemeinsam etwas zu gestalten und etwas zu schaffen bringt die Jugendlichen schnell zusammen. Wenn wir bei den Treffen weiterhin so viel Spaß haben, dauert es bestimmt nicht lange, bis echte Freundschaften entstehen". Er hofft, dass die Motivation der Jugendlichen noch über viele weitere Treffen bestehen bleibt und gemeinsam noch mehr Neues gesät werden kann. Die Grundlage für gemeinsame Mahlzeiten wächst nun in den Hochbeeten heran.

Interessierte Jugendliche können jederzeit zum Projekt dazu stoßen. Auskunft erteilt Markus Mitterer unter m.mitterer@kjr-ml.de 

Über das Projekt „Zukunft braucht Vielfalt in Natur und Kultur“
Mit dem 2-jährigen Projekt möchte das Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck 2016-2017 Kinder, Jugendliche und Multiplikator_innen der Jugendarbeit und Umweltbildung für die wunderbare Vielfalt in Natur und Kultur begeistern und sie motivieren, sich intensiver mit dem Wert von Biodiversität und kultureller Vielfalt zu befassen.

 

Damit das schöpferische und zukunftsstiftende  Potenzial gelebter Vielfalt sich wirklich entfalten kann, braucht es eine neue Kultur des wertschätzenden Interesses für andere und auch fremde Lebewesen, des In-Beziehung-Seins, eines achtsamen Miteinanders sowie förderliche Rahmenbedingungen, die aktive Teilhabe ermöglichen.

 

Es braucht sowohl Freiräume für lebendiges Wachstum und Selbstorganisation wie auch Grundregeln, die die Lebendigkeit und Vielfalt der lokalen, regionalen und globalen Lebensgemeinschaften sichern, fördern und schützen.
In dem Projekt entdecken die Beteiligten Migration und Wandel als Überlebensprinzipien und Chancen für eine gemeinsame lebenswerte Zukunft. Ein neues ökologisches und pädagogisches Verständnis für Transformationsprozesse wird in verschiedenen Praxisangeboten mit Jugendlichen und Multiplikatorinnen durch Erleben und Gestalten erkundet und im philosophischen Gespräch vertieft.

 

Text: Markus Mitterer (Umweltbildungsreferent) und Anke Schlehufer (Leiterin Umweltbildung Projekte), Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck



Institution und Infos:

Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck (NEZ)
Anke Schlehufer und Markus Mitterer
Burgweg 10
82049 Pullach
Tel.:  089 74414029            
E-Mail: a.schlehufer@kjr-ml.de 
m.mitterer@kjr-ml.de