Raus in die Natur: Naturerlebnistage mit Kindern aus geflüchteten Familien

Natur tut gut – ganz besonders in Zeiten schwieriger Lebenssituationen! Deshalb ermöglicht der BUND-Ortsverband Radolfzell Kindern aus geflüchteten Familien wertvolle Erfahrungen in der Natur.

Kleine Waldentdecker. Foto: Angela Klein

--- Die ausführliche Projektbeschreibung mit Reflexionen, nützlichen Tipps und kreativen Spielen in der Natur gibt es in diesem PDF  ---

Natur tut gut – ganz besonders in Zeiten schwieriger Lebenssituationen. Aus diesem Grund hat der Ortsverband Radolfzell des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) 2016 ein Projekt für Radolfzeller Flüchtlingskinder ins Leben gerufen, das ihnen wertvolle Erfahrungen in der Natur ermöglichen soll: An zehn Nachmittagen zwischen Juli 2016 und Januar 2017 waren die Kinder eingeladen, Wald und Wiesen ihrer nahen Umgebung kennen zu lernen, sich in der Natur „auszuleben“ und dabei ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Initiatorin und Projektleiterin war die Naturpädagogin und Biologin Angela Klein, und sie wurde an den Nachmittagen von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt.

 

Projektbroschüre
Die Inhalte dieser Nachmittage sowie die dabei gewonnenen Erfahrungen wurden in der umfangreichen Broschüre „Raus in die Natur - Naturerlebnistage mit Kindern aus geflüchteten Familien“ dokumentiert. Sie macht Lust, auf geflüchtete Familien und Kinder zuzugehen, zeigt Unterschiede zu deutschen Kindergruppen, beschreibt mögliche Hemmnisse und Probleme und gibt Tipps, diese zu meistern. Außerdem stellt sie konkrete Inhalte und Aktivitäten in der Natur zusammen, die für die Arbeit mit diesen Kindern besonders gut geeignet sind.

Die Broschüre soll weitere BUND-Ortsgruppen, andere Vereine, Einrichtungen und Initiativen darin unterstützen, die Natur als Erlebnis- und Erfahrungsraum für Flüchtlingskinder zu nutzen und die Kinder mit heimischer Natur vertraut zu machen.

Gefördert wurde dieses Projekt von der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), der DUH (Deutsche Umwelthilfe) und der Boehringer-Stiftung des Rotary Club Radolfzell-Hegau.


„Raus in die Natur“
Im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten standen das Kennenlernen und Erforschen der Lebensräume Wald, Wiese und Streuobstwiese sowie das Beobachten und Kennenlernen von heimischen Tier- und Pflanzenarten. Jeder Termin stand unter einem Schwerpunktthema. Dabei lieferten die ganzheitlichen Methoden der Naturpädagogik Impulse zum Wahrnehmen und Forschen, Spielen und Bewegen, Kreativsein und Werkeln.
Es ging mehr um die Erfahrungen der Kinder als um die Vermittlung von biologischem Wissen. Umso erfreulicher, wenn sie doch Pflanzen und Tiere an anderen Orten wiedererkannt und sich an deren Namen und Lebensweise erinnert haben!

Zu diesen Erfahrungen der Kinder gehören zum Beispiel:

  • den Wald kennen zu lernen als einen Ort, wo man sich wohlfühlen kann, wo es ruhig ist und man spielen und kreativ sein kann.
    … und als einen Ort, wo keine gefährlichen Löwen, Bären und Tiger leben, sondern die hier heimischen Tiere.
  • wahrzunehmen, wie sich das Krabbeln eines Käfers oder die Kühle eines Frosches in der Hand anfühlt.
  • sich in Ruhe und Geduld sowie in Geschicklichkeit und Ausdauer zu üben, um kleine Tiere fangen und beobachten zu können.


Von den anfänglichen naturpädagogischen Zielen musste Einiges „abgespeckt“ werden, um auf die besonderen Erfordernisse, Bedürfnisse und Interessen der Kinder eingehen zu können: So hatten die Projektleiter unterschätzt, wie viel Raum die soziale Aspekte einnehmen und wie ungewöhnlich es für die Kinder ist, überhaupt in der Natur zu sein. Außerdem gingen die Interessen der Kinder manchmal in andere Richtungen, als vorbereitet war. So standen schlussendlich die Tiere im Mittelpunkt der Nachmittage, und es war sehr wichtig, viel Freiraum zum Rennen, Kämpfen, Spielen und Schnitzen anzubieten.
Auch wenn Neues grundsätzlich spannend ist, haben sich die Kinder mehrfach gewünscht, wieder an bekannte Orte zu gehen. Ein vertrauter Ort, der Orientierung und damit Halt gibt, ist vielleicht gerade für sie von besonderem Wert.



Projekterfahrungen

Das Angebot von Natur-Nachmittagen wurde von den beteiligten Kindern und Familien dankbar angenommen. Schade, dass meist nur 6-9 Kinder dabei waren und nicht alle Flüchtlingskinder in Radolfzell diese wertvollen Erfahrungen in der Natur machen konnten! Aber die Gruppe erforderte eine so intensive Betreuung, die bei mehr Kindern mit „nur“ drei Erwachsenen nicht gewährleistet wäre. 

Eine gemischte Gruppe aus Flüchtlingskindern und deutschen Kindern hätte viele Vorteile. Sie würde sicherlich noch besser zur Integration beitragen und sie würde einen Begegnungsraum schaffen, in dem alle Kinder wertvolle, neue Erfahrungen machen können und Vorurteile abgeschafft werden.

Es ist sehr hilfreich, mit den Menschen und Einrichtungen zusammen zu arbeiten, die vor Ort in der Flüchtlingshilfe aktiv sind, denn diese haben wertvolle Erfahrungen und haben den direkten Kontakt zu den geflüchteten Familien. In diesem Projekt waren das der Freundeskreis Asyl Radolfzell und die Sozialarbeiter der Gemeinschaftsunterkunft. 


Inhalte, Aktivitäten, Erfahrungen, Spiele, Tipps sowie Fotos aus dem Projekt sind in der 24-seitigen Broschüre „Raus in die Natur - Naturerlebnistage mit Kindern aus geflüchteten Familien“ zusammengefasst.


Seminarangebot

Am 25.10.2017 bietet Projektleiterin Angela Klein eine Fortbildung mit dem Titel "Raus in die Natur - Naturzeiten mit Flüchtlingskindern" in Inzigkofen/Kreis Sigmaringen an. Hier geht es zu Infos und Anmeldung.

Unterstützer:
DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt)
DUH (Deutsche Umwelthilfe)
Boehringer Stiftung des Rotary Club Radolfzell-Hegau
ehrenamtlichen Helfer & Fotograf_innen

Institution & Infos
BUND-Ortsverband Radolfzell
Angela Klein, Naturpädagogin und Diplom-Biologin, Naturtherapeutin (Exist) i.A.
Mühlbachstraße 2
78315 Radolfzell
Tel.: 07732 911887
E-Mail: a.e.klein@web.de
http://www.bund-radolfzell.de/projekte/umweltbildung