Ressourcentag - gemeinsam aktiv in Asylunterkünften

Hohe Nachfrage: Ende 2016 schulte die ANU mehr als 4.000 junge Geflüchtete zu den Ressourcen Wasser, Energie und Abfall.

Am Ende des Ressourcentages in Burscheid erhielten alle TeilnehmerInnen ein Zertifikat für Ihre Mitarbeit. Foto: ANU Bundesverband e.V.

Mohammad überprüft den Stromverbrauch verschiedener Elektrogeräte beim Ressourcentag. Foto: Juliane Hacker

Beim Ressourcentag in Baden Baden wurde Strom selbst erzeugt und der Verbrauch verschiedener Elektrogeräte verglichen. Das Trainerteam der ANU führte den Tag mit begeisterten TeilnehmerInnen durch, die sichtlich Spaß mit dem Energiefahrrad hatten. Foto: ANU Bundesverband e.V.

Sparsam mit Wasser und Energie umgehen und Abfälle richtig trennen – warum das wichtig ist und wie das im eigenen Wohnumfeld in Deutschland geht, lernten über 4.000 junge Geflüchtete im Projekt „Ressourcentag“. Von Oktober bis Dezember 2016 führte der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V. (ANU) in einem bundesweiten Modellprojekt praxisnahe „Ressourcentage“ vor Ort in Asylunterkünften durch. Das Projekt traf auf gute Resonanz bei den Trägern der Unterkünfte, sodass mit bundesweit 180 Ressourcentagen das Ziel von 160 deutlich übertroffen wurde.

Modellprojekt besonders für junge Asylsuchende

Fast die Hälfte der in Deutschland asylsuchenden Menschen ist zwischen 18 und 30 Jahren alt. Diese jungen Menschen haben ein besonders hohes Interesse, sich in Gesellschaft, Schule und Arbeitsmarkt zu integrieren. Bildung und schnelle Teilhabe der neu Zugewanderten sind dabei die Voraussetzung für eine gerechte, nachhaltige und friedvolle Gesellschaft.
Bei den Ressourcentagen lernen je 20-25 junge asylsuchende Menschen mit Bleibeperspektive den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser, Energie und Abfall kennen. Im Modellprojekt des ANU Bundesverband e.V. wird den Geflüchteten in eintägigen Schulungen Hintergrundwissen zum Thema vermittelt und eine Orientierungshilfe für den Alltag gegeben. Der Umgang mit Abfällen ist beispielsweise sehr unterschiedlich: Die Gewohnheiten, Müll zu entsorgen, reichen weltweit von einfach auf die Straße werfen, wilden Müllkippen bis hin zum akkuraten Ausspülen leerer Joghurtbecher. Diese prallen in den Unterkünften natürlich alle aufeinander.

Wissen für den Alltag

Die Teilnehmenden lernen in praxisbetonten Übungen, beispielsweise anhand einer „Müll-Sortier-Rallye“, nützliches Alltagswissen als Basis für ressourcenschonendes Verhalten. Die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Odenthal, Claudia Kruse, war von den Inhalten begeistert und konnte nach den Veranstaltungen bereits „besonders beim Thema Mülltrennung eine Verbesserung feststellen“.

Neben den Themen Abfall und Wasser geht es bei den Schulungen auch um den Umgang mit Energie. „In einigen Flüchtlingsunterkünften kann man sehen, dass die Fenster auf Kipp stehen und die Heizung den ganzen Tag auf Stufe fünf läuft “, berichten die TrainerInnen. Deshalb wird in den Schulungen praxisnahes Wissen, wie beispielsweise der Unterschied zwischen Dauer- und Stoßlüften, vermittelt. Beim Messen des Stromverbrauchs verschiedener Haushaltsgeräte lernen die Teilnehmenden, dass sich ressourcenschonendes Verhalten auch auf ihren Geldbeutel auswirkt, spätestens wenn sie eine eigene Wohnung beziehen.

Lebensstile hinterfragen
Die auf Integration zielenden Schulungen unterstützen die Teilnehmenden dabei, neben konkreten Praxis-Empfehlungen die Umweltziele und Werte unserer Gesellschaft kennen-zulernen. Denn manchen Geflüchteten ist beim Ankommen nicht bewusst, dass der Schutz von Ressourcen in Deutschland einen hohen Stellenwert einnimmt - erscheint es doch auf den ersten Blick als Land des Überflusses, in dem Sparen nicht notwendig ist. In Deutschland ist aber das Wissen darüber, dass Ressourcen endlich sind, weit verbreitet. Dazu gehört auch das Bewusstsein, mit der hiesigen Lebensweise für Umweltprobleme in ärmeren Ländern verantwortlich zu sein. Im Umwelt- und Klimaschutz sehen die meisten Menschen daher dauerhaft wichtige Aufgaben. Geflüchtete erfahren somit vom ANU Bundesverband e.V. nicht nur Tipps zum Energiesparen, sondern setzen sich auch mit der Verantwortung jedes Menschen für einen ressourcensparenden Lebensstil im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auseinander.

Die Rückmeldungen der TrainerInnen beschreiben die Ressourcentage als erfolgreiche und notwendige Veranstaltungen, bei denen auch der Aspekt der interkulturellen Begegnung eine wichtige Rolle spielt. „Es war schön zu sehen, wie die Menschen verschiedener Herkunft miteinander diskutierten und wie ein Wir-Gefühl entstand, wenn wir die globale Perspektive einbrachten, dass der Klimawandel alle Menschen betrifft. Dabei hat auch das vermittelte Alltagswissen einen ganz hohen Wert. Die Menschen haben häufig berichtet, dass sie manches noch gar nicht wussten und froh sind, den Tag mitgemacht zu haben“, erzählte Trainerin Sabine Heggemann aus Lüneburg nach der Schulung.

Vom Erfolg bestärkt
In Bad Kreuznach ist Georg Berg vom Caritasverband Rhein-Hunsrück-Nahe e.V. überzeugt vom Ressourcentag und beschreibt dieses Angebot als sehr wertvoll: „Es sollte aus unserer Sicht als fester, immer wiederkehrender Punkt in die Integrationsarbeit aufgenommen werden.“ Dafür spricht auch, dass die Schulungen von den Unterkünften so stark angefragt wurden, dass nicht alle Anfragen bedient werden konnten.


Wer steht hinter dem Projekt Ressourcentag?
Projektträger ist die ANU – Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V. mit den Projektpartnern und Initiatoren Energieagentur Unterfranken e.V., Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern e.V. und dem Ausländeramt des Landkreises Fürstenfeldbruck. Die Trainerinnen und Trainer wurden in drei Veranstaltungen in Hannover, Fürstenfeldbruck und Leverkusen durch Projekt- und Regionalpartner der ANU, die bereits zahlreiche Maß-nahmen im Bereich Ressourcenschutz in Asylunterkünften erfolgreich durchgeführt haben, geschult. Durch die Förderung des Bundesministeriums des Inneren in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind die Veranstaltungen für Unterkünfte und Geflüchtete kostenlos. Die Schulungen werden von einem Trainerteam aus drei qualifizierten Personen aus dem Bereich Umweltbildung und Soziale Arbeit durchgeführt. Sie wurden durch Projekt- und Regionalpartner der ANU fortgebildet.

 

Bewährte Kooperationen
Das Projekt „Ressourcentag“ konnte so effizient in der sehr kurzen Zeit durchgeführt werden, weil es auf mehrere Vorgängerprojekte aufbauen konnte - etwa auf das Projekt der ANU Bayern „Willkommen in Bayern“, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. In dessen Rahmen wurde die Website www.umweltbildung-mit-fluechtlingen.de erstellt; durch Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit konnten viele Projektbeteiligte zueinanderfinden. Außerdem erprobte die ANU Bayern in diesem Projekt erfolgreich die Kooperation mit der Evangelischen Jugendsozialarbeit ejsa, was im Projekt „Ressourcentag“ fortgeführt werden konnte. Das Landratsamt Fürstenfeldbruck und die Umweltstation Naturgut Ophoven in Leverkusen hatten im Bereich Energie und Ressourcenschutz bereits gute Arbeitsergebnisse mit Geflüchteten hervorgebraucht, die eine ideale Grundlage für den „Ressourcentag“ gebildet haben und weiterentwickelt wurden. 


Einen Bericht über die Ressourcentage veröffentlichte auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf seiner Seite: Ressourcen schützen – Aktionstage für Geflüchtete.

 

Videos

Auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlicht die ANU die aus den Ressourcentagen mit den Geflüchteten entstandenen Videoclips.

Hier gehts zur Playlist.

Zu den einzelnen Videos:

Themenplakate

Zu Energie, Wasser und Müll gestaltete die ANU spezielle Themenplakate, die hier zum Download zur Verfügung stehen:
[Plakat Wasser]
[Plakat Energie]
[Plakat Müll]


Institution und Infos:

Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V. (ANU-Bundesverband)
Annette Dieckmann
Kasseler Str. 1a
60486 Frankfurt /Main
Tel.  069 71673329-21
E-Mail: dieckmann@anu.de 
www.umweltbildung.de