4R: Refugees reduce, reuse, recycle

Das Projekt 4R vermittelt Wissen rund um Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz.

Teilnehmer der 4R-Workshop-Serie, Potsdam. Foto: Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg

4R-Workshop zum Themenschwerpunkt Wasser, Potsdam. Foto: Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg

4R: Refugees reduce, reuse, recycle ist ein Umweltbildungsprojekt mit Geflüchteten in Brandenburg. Es umfasst die Erarbeitung und Verbreitung von Materialien zu Umweltbildung sowie die Produktion von Erklärfilmen zu Umweltthemen.

Der  Klimawandel zeigt immer mehr, dass das globale Ökosystem auf dem Kopf steht: Berge sind auf einmal nicht mehr mit Eis bedeckt. Dürren dauern länger. Stürme sind seltener, dafür aber heftiger. Der Meeresspiegel steigt, während sich vielerorts Wasserknappheit ausbreitet. Die Auswirkungen des Klimawandels sind mitunter verheerend und können sogar dazu führen, dass Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren und ihre Heimatregionen verlassen müssen.
Klar ist, der Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, zu der alle etwas beitragen können.

Genau da setzt das Projekt 4R an, indem es Wissen vermittelt, wie man im Alltag aktiv werden kann. Aktiv werden, um das Klima zu schützen und friedvollere Leben zu schaffen. Dabei tut man nicht nur Gutes, sondern kann sogar Geld sparen. Umweltfreundliche Lebensweisen ermöglichen viele Einsparungen, z.B. mit Tricks im Umgang mit Strom, Heizen und Wasser oder für den täglichen Einkauf.

Das Ziel des Projektes ist es, Teilhabe und ein Bewusstsein für das gesellschaftsrelevante Thema Umwelt- und Klimaschutz zu schaffen. Das Projekt 4R knüpft an dem Konzept „reduce, reuse, recycle‟ an und erweitert das Angebot „Klimanauten“. Dabei baut das Projekt 4R keine Parallelstruktur für Geflüchtete auf, sondern bietet einen Rahmen für die Auseinandersetzung mit Umwelt- und Klimathemen. Dieser Rahmen steht allen Interessierten offen und wirft mit dem Wissen aus verschiedener Kulturkreise sicher spannende und neuartige Blickwinkel auf den Umwelt- und Klimaschutz. Somit bietet das Projekt auch Möglichkeiten Leute, Sprachen und Länder kennenzulernen. Zielgruppe sind erwachsene Geflüchtete aus dem arabischen Raum, die in Brandenburg leben.

Klimaschutz Hand in Hand: ein syrisch-deutscher Erfahrungsaustausch
Ein Text von Kora Rösler und Earenya Guerra, Original erschienen bei der Böllstiftung Brandenburg.

Workshop-Serie im Rahmen des Projekts „4R: Refugees reduce, reuse, recycle“
Entlang des Themenspektrums „Klimaschutz im Alltag“ wurden im März und April 2017 insgesamt 7 Workshops zu den folgenden Inhalten abgehalten: Lebensmittel, Strom & Wärme, Wasser, Müll & Ressourcen sowie Mobilität. Besonderes Augenmerk lag bei der Workshop-Serie auf der Auseinandersetzung mit den Themenfeldern aus syrischer Perspektive. Es galt von den Teilnehmenden zu erfahren wie Klima- bzw. Ressourcenschutz in Syrien verstanden und gelebt wird. Dazu wurden interessierte Syrerinnen und Syrer aus dem Raum Potsdam angesprochen ihre Kenntnisse und Ansichten zu teilen. Als Einstieg in die Themengebiete gaben die Workshop-Leitenden jeweils eine inhaltliche Einführung zu Situation und Initiativen im Klimaschutzbereich als auch zu bestehenden Herausforderungen in Deutschland. Diese diente als Grundlage, um die syrische Situation zu beleuchten. Auf den ausgetauschten syrischen und deutschen Erfahrungen beruhend, überlegte und erarbeitete die gesamte Gruppe konkrete und praktische Handlungsoptionen für den Alltag. Als thematischer roter Faden dienten die hilfreichen Tipps aus dem bereits laufenden Projekt „Klimanauten“ in Brandenburg, bei denen sich nachbarschaftliche Abendgesellschaften über Möglichkeiten des Ressourcenschutzes im Alltag austauschen.

Besonders wertvoll herausgestellt wurde der direkte Austausch untereinander zum syrisch-deutschen Vergleich: Warum schmecken die Tomaten hier anders? Wie funktioniert die Mülltrennung in Deutschland? Was passiert mit recycelten Kunststoffen? Und warum trinken viele Deutsche kein Leitungswasser?

Größte Maxime der Workshop-Serie war es direkte Alltagsbezüge und konkrete Aktionen herauszuarbeiten, wie im kleinen Maßstab Ressourcen geschützt und damit der ökologische Fußabdruck gesenkt werden kann. Dabei gab es immer wieder überraschende Erkenntnisse, z.B. dass Lebensmittelverschwendung in Deutschland zwar ein großes Problem ist, selten aber in Syrien - denn es gilt als „haram“ (also: verboten) noch essbare Lebensmittel einfach wegzuschmeißen. Mahlzeiten werden also gleich für mehrere Tage und Personen gekocht und Speisereste entweder an Bedürftige oder Bauern gegeben. In Deutschland hingegen besteht ungefähr ein Drittel unserer privaten Haushaltsabfälle aus Speiseresten. Ebenso interessant zu erfahren war, dass – entgegen den gängigen Klischees des verunreinigten Trinkwassers in Ländern des Südens – Leitungswasser in Syrien genauso unproblematisch wie hier als Trinkwasser genutzt wird.
Bei den syrischen Teilnehmenden bestand außerdem ein hohes Interesse am Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und an Möglichkeiten, wie sie selbst Öko-Strom bzw. Öko-Gas beziehen können. Solarenergie spielt in Syrien vor allem in den Sommermonaten zur Energieproduktion eine große Rolle. Im Bereich der Abfallvermeidung war darüber hinaus Second-Hand ein weiteres spannendes Handlungsfeld. Unsere syrischen Teilnehmenden berichteten, dass Second-Hand-Kleidung in Syrien ohnehin weit verbreitet ist und hier vor allem der Wunsch nach mehr Information zu dem „was? wo? wie?“ besteht. Insgesamt stellte sich im Verlauf der Workshop-Serie heraus, dass auf der einen Seite die verschiedenen Siegel, wie das EU Bio-Siegel und der Blaue Engel, besonders hilfreich zur Orientierung sind; auf der anderen Seite aber auch Smartphone-Apps und Online-Plattformen, wie Foodsharing, Mundraub oder Kleiderkreisel, mit entsprechenden Angeboten von großem Nutzen sein können.
Nach diesem intensiven Erfahrungsaustausch werden die Ergebnisse, Handlungsoptionen und Impulse zusammengetragen und zu einem interaktiven Tandem-Material für Sprachcafés, Sprach-Tandems und ganz allgemein Willkommensinitiativen entwickelt. Mit dem Material sollen praktisches Wissen und der persönliche Austausch rund um Klimaschutz unter Ansässigen, bereits Angekommenen und Neuankommenden vertieft werden, während man gleichzeitig die Chance hat Einblicke in unterschiedliche Kulturen zu gewinnen und neue Freundschaften zu knüpfen!

 

Die entstandenen Produkte des Projektes "4R: Refugees reduce, reuse, recycle" werden unter dem Namen "Klimaschutz Hand in Hand" von der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg veröffentlicht.


Institution & Infos:
Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg
Kora Rösler, Umweltbildungsreferentin
Werkstatt für politische Bildung e.V.
Dortustraße 52
14467 Potsdam
E-Mail: roesler@boell-brandenburg.de
Tel.: (0331) 200 578-17
 https://www.boell-brandenburg.de/de/interkulturelle-umweltbildung


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