Neue Heimat Biosphäre – ein Angebot für Flüchtlinge und ihre ehrenamtlichen Betreuer

In einer Veranstaltungsreihe verbanden Flüchtlinge und Ehrenamtliche ihr gegenseitiges Kennenlernen mit Sprachenerwerb, kreativer Zusammenarbeit und Wissenserwerb zu umweltgerechtem Verhalten.

Lebensraum Biosphäre auf Tablett. Foto: Spohns Haus

Impression Gruppendialog. Foto: Spohns Haus

Gruppe bei Mülltrennung. Foto: Spohns Haus

Glückliche Teilnehmer aus St. Ingbert. Foto: Spohns Haus

„Neue Heimat Biosphäre" ist als Veranstaltungsreihe von 10 Veranstaltungen angelegt. Zielgruppe sind Flüchtlinge und ihre ehrenamtlichen Betreuer, speziell Familien aus dem Biosphärenreservat Bliesgau. Die Veranstaltungen fanden an der Umweltbildungsstätte Spohns Haus im Herzen des Biosphärenreservates Bliesgau statt. Projektzeitraum war Februar 2017 bis März 2017.


Ziele
Primäres Ziel des Projektes ist es, Flüchtlingen Umweltwissen und Grundkenntnisse zu nachhaltigem Verhalten zu vermitteln und sie zugleich bei ihrem Bedürfnis abzuholen, in ihrem neuen Lebensumfeld Orientierung, Schutz und eine neue Heimat zu finden. Teil des Settings ist es, dass die deutschen ehrenamtlichen Betreuer vollumfänglich in das Angebot mit einbezogen werden.
Der Tag gliedert sich jeweils in zwei Lerneinheiten, die von Spohns Haus und BNE Team (beiden Projektpartnern) bespielt werden und aufeinander abgestimmt sind. Kognitives Lernen verbindet sich bei dem Projekt mit sinnlichem Erleben, Entspannung, Raum für Austausch und vertieftem gegenseitigem Kennenlernen.


Ablauf
Die Veranstaltungen wurden von der Leitung und den Umweltpädagogen des Ökologischen Schullandheims Spohns Haus zusammen mit „Team BNE“ (Zusammenschluss von Bildungsakteuren im Biosphärenreservat Bliesgau) konzipiert und durchgeführt.
Der durch das Umweltpädagogik-Team des ökologischen Schullandheims Spohns Haus abgedeckte Teil des Vorhabens gliederte sich in zwei Abschnitte. Er diente zum einen der Vermittlung von Umweltwissen in Verbindung mit sprachlichem Lernen, zum anderen wurde Infomaterial zum Umweltverhalten in Deutschland erstellt. Zunächst wurden den Teilnehmern an verschiedenen Lernstationen Umweltprobleme (z.B. Mülltrennung) in Form von Bildlegespielen geschildert und thematische Schlüsselbegriffe (z.B. Kompost, Restmüll, Verpackungen) präsentiert. Im Anschluss wurde umweltgerechtes Verhalten praktisch geübt (z.B. Zuordnung von Abfallbeispielen in Mini-Abfalltonnen). Im zweiten Abschnitt erhielten sie Materialien (Skizzen, Bilder, Stifte) mit dem sie in Gemeinschaftsarbeit eine kleine Infobroschüre mit entsprechenden Umwelttipps für ihre Angehörigen erstellen konnten.
Nach dem Mittagessen und kurzer Spielpause gingen die Teilnehmer in den zweiten Teil des Workshops, für dessen Durchführung Team BNE beauftragt wurde.
Team BNE stellte zunächst in einem Bildvortrag die "Neue Heimat Biosphäre" vor. Dieser Vortrag basierte wie auch weitere Medien auf dem Prinzip der Leichten Sprache. Der Vortrag wurde interaktiv gestaltet und bot den Gruppen viele Anlässe für Fragen und aktive Beteiligung, sowie zum Spracherwerb.
Weiter ging es mit dem Modul  "Lernspiel – Biosphäre zum Anfassen für Jung und Alt". Mit aus der Region stammenden Naturmaterialien konnten die Teilnehmer auf Arbeitstabletts (LandART) gestalten. Speziell für dieses Projekt wurden Medien und Materialien in Deutsch und Arabisch erstellt bzw. vorgehalten. Eigens konzipierte Wort-Bild-Karten auf Deutsch und Arabisch zur Natur im Biosphärenreservat Bliesgau unterstützen den Prozess, den neuen Lebensraum zu "begreifen" und dienen dem Spracherwerb. Ein Infoordner zu Syrien mit den naturräumlichen Besonderheiten zu Flora und Fauna bot Kommunikationsanlässe für Ehrenamtliche und Migranten. Ein speziell angefertigtes Biosphären-Memory bot eine gute Ansprache für die kleinen Teilnehmer.


Hintergrund: Die Projektziele im Einzelnen

  • Niedrigschwellige Vermittlung von umweltgerechtem Verhalten
  • Erstellung von einfachem Informationsmaterial zu nachhaltigem Verhalten und Umweltthemen in den entsprechenden Landessprachen durch und mit Beteiligung von Flüchtlingen
  • Erfahrbarmachen des Lebensraumes und der neuen Heimat Biosphäre
  • Entspannung finden und Loslassen können von Belastungen durch freudvolles, künstlerisches Tun
  • Sprachenerwerb durch praktischen Umgang mit Dingen und Materialien (Holz, Steine, Sand können angefasst und visuell, haptisch, ins Lerngedächtnis übernommen werden) aber auch ohne Sprachkenntnisse wirkt Landart durch
  • Förderung der Selbstkompetenzen und des Selbstwertgefühls der Migrant_innen, denn Erfolge entstehen direkt und unmittelbar auf dem Tablett in Folge der künstlerischen Prozesses, der auch fotografisch festgehalten wird
  • Förderung der Sozialkompetenzen durch Bildung künstlerischer Teams an den Tabletts
  • Bilden eines Settings, das Raum bietet für Deutsche wie auch Migrant_innen, sich über den jeweiligen Lebensraum auszutauschen. Damit einhergehend Förderung eines vertieften Einblicks in den Natur- und Kulturraum des Gastlandes.
  • Erzeugen von Synergieeffekten durch Einbeziehung der Ehrenamtlichen: Diese bekommen ihrerseits als Multiplikatoren Instrumente an die Hand, um neuen Flüchtlingsgruppen Grundlagen für umweltgerechtes Verhalten in Deutschland vermitteln zu können
  • Wertschätzung des Ehrenamtes: Ehrenamtliche selbst können einen abwechslungsreichen und entspannten Tag mit den Betreuten verbringen


Erfahrungen/Bilanz

Das Projekt war ein voller Erfolg. An 10 Projekttagen wurden rund 230 Teilnehmer_innen (Flüchtlinge und Ehrenamtliche) erreicht. Die buchenden Kommunen bzw. Flüchtlingsinitiativen gaben durchweg positive Rückmeldungen. Ein deutsch-arabischer Evaluierungsbogen bestätigte dies durch die Flüchtlinge selbst. Die Gemeinden und Initiativen bedauerten es, dass nicht mehr Flüchtlinge teilnehmen konnten. Vielfach boten Teilnehmer_innen an, sich in weitere Projekte, beispielsweise als Sprachmittler oder in Form von Praktika etc. einbringen zu wollen. Die Kooperationspartner verfügen jetzt über ein solides Netzwerk der kommunalen Flüchtlingsstellen und Initiativen und eine hervorragende Basis für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit. Nach einer gründlichen Evaluierung des Projektes laufen im Moment weitere Überlegungen zur Fortführung des Projektes und zu Möglichkeiten der weiteren Finanzierung. (Stand April 2017)

Das Projekt erregte wissenschaftliches Interesse an der Katholischen Hochschule Mainz (Soziologie) und wird von der dortigen Lehrbeauftragten begleitet und unterstützt.



Institution & Infos:
Ökologisches Schullandheim Spohns Haus
Dekan-Schindler-Str. 13 -14
66453 Gersheim
Tel.: 06843 58999-0
E-Mail: info@spohnshaus.de

Team BNE
c/o Jutta Klicker
Tel.: 06894 8950524
E-Mail: jutta.klicker@freenet.de