Was Gelbbauchunken mit Kriegsopfern zu tun haben

Ein Projekt zum Biotopschutz der Grundschule und der Umweltstation Treuchtlingen.

Die Grundschule Treuchtlingen wurde schon 14 Mal als Umweltschule in Europa ausgezeichnet. Eins ihrer besonderen Projekte ist die Sicherung des Lebensraumes der selten gewordenen Gelbbauchunken. Die Tiere haben in einem künstlich angelegten Rinnsal in der Kriegsgräberstätte am Nagelberg einen ebenso außergewöhnlichen wie auch gefährdeten Lebensraum gefunden.

 

Dr. Marlit Bauch von der Umweltstation Treuchtlingen begleitete mit vielfältigen Aktionen das Projekt mit der Grundschule zum Schutz der Gelbbauchunken. Eingebunden war auch ein Teil der 27 Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund, die nicht oder kaum Deutsch sprechen. "Wir haben viel mit Bildern gearbeitet“, erläutert Marlit Bauch. „Die Kinder haben das Liebesleben der Unken in einfachen Aufsätzen beschrieben oder lustige Bilder mit romantischen „Herzchen“ gemalt. Auch bei Rollenspielen und Theaterstücken waren sie mit Begeisterung dabei, da kann man auch ohne Worte viel ausdrücken.“

 

Gedenksteine für Unken

Die Grundschulkinder überlegten sich, in welcher Form sie in der Kriegsgräberstätte Informationen zu den Gelbbauchunken anbringen könnten, um sie dort zu schützen und die Besucher der Gendenkstätte über dieses Biotop aufzuklären. Sie verständigten sich auf selbstgestaltete „Denksteine“ in Anlehnung an die Gedenksteine der Toten und nahmen Kontakt mit dem Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer (VdK) auf, der für den Erhalt der Kriegsgräberstätte zuständig ist.

 

Durch das Projekt wurde das Interesse der Kinder an den umliegenden Gedenksteinen und an den damit verbundenen Schicksalen der vielen Menschen geweckt, die im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff auf den Treuchtlinger Bahnhof getötet und anschließend in der Kriegsgräberstätte bestattet wurden. Sie fragten, warum hier Menschen bestattet sind, deren Identität nicht geklärt ist. Dies war der Moment, an dem die tschetschenischen Mitschüler_innen das Kriegsgeschehen in ihrem Heimatland und ihre eigenen Erlebnisse einbringen konnten.

 

Kriegsgeschehen damals und heute

Mit viel Fingerspitzengefühl unterstützte die Schule die Auseinandersetzung der Kinder mit dem Kriegsgeschehen damals und heute. Die Kinder wollten mehr über Einzelschicksale wissen und führten Interviews mit Zeitzeugen von damals und heute durch. So entstand eine Brücke des Vertrauens und des gegenseitigen Verständnisses von alteingesessenen Treuchtlinger Bürger_innen und den zugewanderten Flüchtlingsfamilien. In enger Absprache mit den Schüler_innen und in Kooperation mit einer Grafikerin ergänzte der Vdk die Kriegsgräberstätte mit Informationen zu den Schicksalen der Menschen im Bombenhagel.

 

So wurde die Kriegsgräberstätte auch in unserer Generation wieder zu einem Ort des ernsthaften Gedenkens und des Zulassens von Trauer und Mitleid für alle Opfer von Terror und Gewalt, aber auch zu einem Ort des Lebens, des Schutzes und der Hoffnung auf ein friedliches Miteinander von Menschen und Natur. Das Projekt soll 2016 fortgesetzt werden.

(Text: Caroline Fischer)

 

Institution und Infos
Informations- und Umweltzentrum Naturpark Altmühltal Treuchtlingen
Frau Dr. Marlit Bauch
Heinrich-Aurnhammer-Str. 3
91757 Treuchtlingen
Tel.: 09142 9600-64
E-Mail: infozentrum@treuchtlingen.de

 

Grundschule Treuchtlingen
Rektor Herbert Brumm
Hauptstraße 31
91757 Treuchtlingen
Tel.: 09142 8719
E-Mail: hbrumm@grundschule-treuchtlingen.de