Qualifizierung von Flüchtlingen zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz

An der Hochschule Aschaffenburg werden junge Geflüchtete zwischen 15 und 30 Jahren zu den Themen Nachhaltigkeit, CO2-Reduzierung und erneuerbare Energien qualifiziert, um den Einstieg ins Arbeitsleben zu erleichtern.

Jeder Mensch hat ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und so sollen Flüchtlingen nicht nur in Deutschland aufgenommen werden, sondern man sollte von vornherein allen Menschen die uneingeschränkte Teilnahme an allen Aktivitäten ermöglichen. Eine gesellschaftliche Herausforderung liegt in der notwendigen Integration vieler Flüchtlinge und Personen mit Migrationshintergrund. Ein positiver Effekt ergibt sich bei deren Zuwanderung dann, wenn eine möglichst große Zahl in ein reguläres Arbeitsverhältnis übergeführt wird und damit am üblichem Steuer- und Sozialversicherungsprozess teilnimmt.

Zu erwähnen sind die folgenden Randbedingungen:
a) Gute Deutsch-Kennnisse sind Grundlage aller Lern- und Arbeitsvorgänge.
b) Bei Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, kann eine hohe Motivation vorausgesetzt werden.
c) Themen wie Energieeffizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind dieser Bevölkerungsgruppe aus ihren Herkunftsländern schwerpunktmäßig nicht bekannt

Das Ziel des Projekts besteht in der Vermittlung von Wissen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, CO2-Reduzierung und erneuerbare Energien an Personen mit Fluchthintergrund, um ihnen Einstiegsmöglichkeiten für eine Arbeitstätigkeit zu bieten.
Als mögliche Arbeitgeber stehen dabei sowohl Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMUs) wie auch Handwerksbetriebe im Fokus oder auch die Aufnahme eines Studiums. Beispielhaft seien genannt:

  • Wertstoffhöfe und Recyclingbetriebe
  • Maler-, Dachdecker- und weitere Handwerksbetriebe


Das Fehlen von Fachpersonal sowohl im Handwerk als auch der verarbeitenden Industrie spielt in der stark industriell geprägten Metropolregion Rhein Main mit großen Städten wie Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Darmstadt und in Aschaffenburg eine wichtige Rolle. Werden derzeit Kindergärten und Grundschulklassen geschlossen, wird dieser Trend in absehbarer Zeit an den Hochschulen und Universitäten ankommen. Eine höhere Studierendenquote wird zudem die Lage der Handwerksbetriebe personell schwächen. Demgegenüber stehen meist jüngere Flüchtlinge, die sich engagieren, lernen und Geld verdienen wollen.
Die Zielgruppe des Projekts umfasst alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von etwa 15 bis 30 Jahren. Das Qualifizierungsmerkmal liegt im „Spaß an der Technik“, was durch ein hohes Interesse an der gegebenen Problematik widergespiegelt wird. Dennoch sind auch Personen mit bereits im Heimatland ausgeführter Fachtätigkeit und auch Studienabbrecher oder Personen mit abiturähnlicher Ausbildung angesprochen.

Eine standardisierte Vorgehensweise bei der Ausbildung besteht aus praktischen Übungen mit Experimenten zu den Themen, Lernmaterialien als Papier oder internetgestützt (Moodle mit Themen, Fragen und Erfolgskontrolle oder Tablet).
Während die Themen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien den bereits in Deutschland lebenden Kindern und Erwachsenen inhaltlich bekannt sind, zeigen Erfahrungen beim Austausch mit Flüchtlingen, dass diese Begriffe (verständlicherweise) für diesen Personenkreis bisher höchst sekundär wahrgenommen wurden. Obwohl diese Inhalte in den Herkunftsländern keine oder nur untergeordnete Rolle gespielt haben, sollen auch die neuen Mitbürger an die genannte Thematik herangeführt werden und lernen zu erkennen, welche Belastungen für die Umwelt vermieden werden können. Durch die Beschäftigung mit dem Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit werden die Flüchtlinge sensibilisiert und können sich mit dem erworbenen Wissen aktiv an mögliche Arbeitgeber wenden.
Über die direkten Kursteilnehmer werden auch deren Bekannte und Verwandte erreicht, woraus eine weitere Wissensverbreitung resultiert (Multiplikatoreneffekt).

Die Ziele des Projektes lassen sich wie folgt darstellen:

  • Wissensvermittlung über das Thema Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Energiesparen bei Gebäuden und in der Anlagentechnik
  • Wissensaustausch im Bereich Energieeffizienz zwischen den Flüchtlingen und der Hochschule mit dem Ziel, über die Bereitstellung integrierter Schulung bereits vorhandene Kenntnisse und Wissenslücken zu füllen
  • Schaffung eines Netzwerks mithilfe dessen die Aktivitäten im Bereich Energieeffizienzmit der Qualifizierung eines neuen Arbeitnehmerpotenzials für KMUs und Handwerk verbunden werden


Für die Qualifikationsmaßnahmen ist der folgende grobe Rahmen geplant:

Im Rahmen von Blockveranstaltungen, die über jeweils 4 Nachmittage einer Woche zu jeweils 3,5 Stunden stattfinden, werden jeweils 14 Teilnehmer in 7 Themengebieten (Versuchen) geschult. Auf eine Schulungswoche folgt eine Hausaufgabenwoche und danach nochmals eine Reflexionswoche.
Im Mittelpunkt der Lernmediengestaltung stehen nach jetziger Annahme die folgenden Fragen:

  • Auf welche Erfahrungen kann bei Flüchtlingen (herkunftsländerspezifisch?) zurück-gegriffen werden?
  • Wie können Beispiele gestaltet werden, um den bisherigen Erfahrungsschatz zu nutzen?
  • Wie können Bebilderung, Filmsequenzen etc. eingearbeitet werden, damit sich die Hürde „Sprache“ umgehen lässt?

Im Rahmen einer internationalen Pädagogik wird Vielfalt jedoch nicht nur als Herausforderung gesehen, sondern als Chance viele Facetten auf ein Thema zu beleuchten, da verschiedene Menschen Themen verschieden erleben.


Institution & Infos:
Hochschule Aschaffenburg
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bochtler
Würzburger Str. 45
63743 Aschaffenburg
Tel.: 06021 4206-816
E-Mail: ulrich.bochtler@h-ab.de