„Die ersten Erfahrungen in der Bildungsarbeit mit jungen Geflohenen sind für alle Beteiligten herausfordernd“, resümiert Franz-Xaver Geiger, der pädagogische Leiter der Jugendbildungsstätte und Umweltstation Windberg. Die ausführlichen Auswertungsgespräche im Anschluss ermöglichen es jedoch, künftig vermehrt passgenaue Angebote für junge Flüchtlinge und ihre Betreuer_innen und Helfer_innen anzubieten.
Die Seminare aus der Reihe „So funktioniert Deutschland –Bildungsangebote mit Migrationshintergrund“ werden für Einrichtungen im Umfeld der Flüchtlingsarbeit angeboten. Seminare für Geflüchtete allein sowie auch gemischte Seminare für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sind möglich. Das Themenspektrum orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Geflüchteten, Helfer_innen und professionell Tätigen in der Flüchtlingsarbeit und reicht von Sozialkompetenz über Sexualität/Verhütung, Wahlen und Demokratie bis hin zu Müllvermeidung, Mülltrennung und Biodiversität. Der Auf- und Ausbau von persönlichen Gestaltungskompetenzen hin zu nachhaltigem Leben soll erreicht werden.
Zum ersten Angebot der Jugendbildungsstätte in diesem Bereich wagten Mitte Dezember 2015 am Wochenende 18 junge Flüchtlinge aus drei Wohngruppen von Justland Wohnen aus Bogen den Schritt in die für sie sehr neue und ungewohnte Wohn- und Seminarumgebung "Jugendbildungsstätte und Kloster Windberg". Sie wurden begleitet von den Betreuerinnen Anna Gsänger und Whoopi Thums zu diesem „Sozialkompetenztraining“.
Ziel des Angebotes war die Vermittlung und Erweiterung von persönlichen Kompetenzen zur nachhaltigen Gestaltung des eigenen Lebens in neuem kulturellem Umfeld. Katrin Jetzinger und Verena Fisch, zwei Referentinnen der Jugendbildungsstätte, die bereits Erfahrungen in der Arbeit mit Geflohenen mitbringen, erarbeiteten ein Seminarprogramm und führten es mit den jungen Männern durch, begleitet durch die Anregungen der Betreuerinnen von Justland Wohnen. Flexibilität und Belastbarkeit war dabei von Referentinnen, Betreuerinnen und Flüchtlingen gefragt. In Spielen lernten sich Referentinnen und junge Männer kennen und erarbeiteten sich so eine gemeinsame stabile Grundlage zur Weiterarbeit. In kurzen intensiven Seminareinheiten mit vor allem erlebnispädagogisch-körperlich geprägten Übungen konnten sich die Jugendlichen dann fallen lassen im Vertrauen darauf, dass sie aufgefangen werden. Kreativ gemeinsam als Gruppe schafften sie es schließlich, sehr schwierige Begrenzungen zu überwinden. Später am Abend konnten wichtige spirituelle Erfahrungen mit vielen Fragen und Antworten zum christlichen und muslimischen Glauben gemacht werden. Als Höhepunkt des Wochenendes überquerten die jungen Männer gemeinsam mehrfach den „Eisfluss“, eine Gruppenkooperationsübung, ohne dass einer von ihnen zurückbleiben musste. “Besonders hier erlebten sich alle Jugendlichen aus unseren drei Wohngruppen als aktive und sehr erfolgreiche Einheit”, erklärte Anna Gsänger, Betreuerin bei Justland Wohnen. Im Laufe des Wochenendseminars wurden auch einige strukturelle und organisatorische Herausforderungen deutlich, die in die weitere Konzeptfortschreibung Eingang finden werden. „Wir stellen uns gerne den neuen Herausforderungen und passen unsere Konzepte an. Vergangene intensive, oft traumatische Erlebnisse der Geflüchteten machen es unter anderem notwendig, dass künftig 3-4 vertraute Bezugspersonen die jugendlichen Flüchtlinge nach Windberg begleiten“, erläutert Franz-Xaver Geiger eine Veränderung des Konzeptes für künftige Bildungsseminare mit minderjährigen unbegleiteten geflüchteten Jugendlichen. (Text: Franz Xaver Geiger, Umweltstation Windberg)
Die Jugendbildungsstätte Windberg – Umweltstation hat außerdem das Projekt Zukunftswerkstatt „Flüchtlinge werden Freunde“ auf der Website der ANU veröffentlicht.
Institution und Infos
Jugendbildungsstätte Windberg - Umweltstation
Diplomsozialpädagoge Franz-Xaver Geiger M.A.
Pädagogischer Leiter
Pfarrplatz 22
94336 Windberg
Tel.: 09422 / 824-205
E-Mail: kontakt@jugendbildungsstaette-windberg.de